1905
Dag Hjalmar Agne Carl Hammarskjöld wird am 29. Juli in Jönköping
(Schweden) geboren. Er ist der vierte und jüngste Sohn des Landgerichtspräsidenten
und Justizministers Hjalmar Hammarskjöld, der einem alten, adeligen Beamten-
und Soldatengeschlecht entstammt, und seiner Frau Agnes, geborene Almquist, zu
deren Vorfahren Gelehrte und Geistliche zählen.
1907
Nach einem Jahr, das er als Gesandter in Kopenhagen verbrachte, wird
der Vater zum Oberpräsidenten des Regierungsbezirks Uppsala ernannt.
Dag Hammarskjöld wuchs im alten Wasa-Schloß in der ältesten
Universitätsstadt .Schwedens auf.
1914
Der Vater wird am 17. Februar schwedischer Ministerpräsident; er
bleibt bis zum 30. März
1917 im Amt. Die Familie wohnt eine Zeitlang in Stockholm und einige
Jahre auf Lidingö, wo Dag in das Gymnasium eingeschult wird.
1916
Die Familie Hammarskjöld zieht nach Uppsala zurück. Hier im
Gymnasium gehören Helge Ljungberg, Jarl Hjalmarsson und John Olof
Söderblom zu Dags Klassenkameraden.
1923
Dag Hammarskjöld legt kurz vor Vollendung seines achtzehnten Lebensjahres
die Reifeprüfung ab.
1925
Mit neunzehn Jahren besteht Hammarskjöld sein erstes akademisches
Examen (cand. phil.) in den Fächern Literaturgeschichte, philosophische
Erkenntnistheorie, Französisch und Nationalökonomie.
1928
Lizentiat in Nationalökonomie. Auf Grund der Beamtentradition in
seiner Familie und gewisser Widerstände von Seiten eines Professors
der Nationalökonomie beschließt Hammarskjöld, mit dem
juristischen Studium zu beginnen,
1930
Examen als cand. jur. in Uppsala. Der Vater wird als Oberpräsident
pensioniert. Die Familie Hammarskjöld übersiedelt nach Stockholm,
wo Dag Sekretär der Arbeitslosenkommission der schwedischen Regierung
wird und mit Ernst Wigforss und Gösta Bagge zusammenarbeitet. Er
macht für diese Kommission eine Reihe von Vorschlägen; einige
davon werden akademische Abhandlungen.
1932
Ernst Wigforss wird Finanzminister und beruft Hammarskjöld als Assistenten
und (später) Staatssekretär ins Finanzministerium. Dag Hammarskjöld arbeitet
am Gesetzesentwurf für den schwedischen Sozialstaat mit.
1933
Kurz vor Weihnachten erwirbt Hammarskjöld mit einer Abhandlung über
die Konjunkturstreuung (nach einer Vorlage für die Arbeitslosenkommission)
den Doktorgrad.
1935
Sekretär in der Schwedischen Reichsbank, wo er mit Reichsbankpräsident
Ivar Rooth, dem späteren Chef des Internationalen Währungsfonds
in Washington, eng zusammenarbeitet.
1936 bis 1945:
Staatssekretär im Finanzministerium. Hammarskjöld ist 1 der jüngste,
der jemals ein solches Amt innehatte. Er bleibt auch während der so genannten
bramstorpschen Sommerregierung 1936 im Amt.
1940
Hammarskjöld, dessen Interesse für die schwedische Natur, für
Gebirgswanderungen und Radtouren bekannt ist, wird in die Leitung des Schwedischen
Touristenverbands gewählt.
1941 bis 1948:
Als Präsident des Reichsbankdirektoriums nimmt Hammarskjöld
die höchste Stellung in der ältesten Notenbank der Welt, der
Schwedischen Reichsbank, ein.
1943 Zusammen mit Sten Seiander und Carl Julius Anrick gibt Hammarskjöld
die Anthologie Schwedische Natur heraus.
1944 bis 1948:
Delegierter bei Wirtschaftsverhandlungen, vor allem mit Großbritannien
und den Vereinigten Staaten.
1946
Nachdem er 1945 aus dem Finanzministerium ausgeschieden ist, wird Hammarskjöld
zum Gesandten und Finanzsachverständigen im Außenministerium
ernannt. — Vorsitzender des Schwedischen Gebirgsvereins.
1947
Delegierter bei den Wirtschaftsverhandlungen in Paris.
1948 bis 1953:
Hauptdelegierter Schwedens bei der OEEC (Organisation für die wirtschaftliche
Zusammenarbeit Europas). 1948/49 ist Hammarskjöld Vizepräsident
des Exekutivkomitees der OEEC.
1949
Kabinettssekretär im Außenministerium.
1950
Vorsitzender der schwedischen Delegation bei der Uniscar-Arbeit und des
Nationalökonomischen Vereins. —Vizepräsident des Touristenverbands.
1951
Hammarskjöld wird zum Beratenden Staatsrat ernannt und ist in dieser
Stellung stellvertretender Außenminister bei wirtschaftlichen Fragen
internationalen Charakters.
1953
Am 9. April trifft Dag Hammarskjöld als neu gewählter Generalsekretär
der Vereinten Nationen in New York ein. Er hat alle schwedischen Ämter,
ausgenommen das eines Vizepräsidenten des Schwedischen Touristenverbands,
niedergelegt. Zu seinen ersten Maßnahmen in der UNO gehören
die Regelung der Personalfrage und das Verbot für Angehörige
des FBI (Bundesfahndungsamt der USA), das UN-Gebäude zu betreten.
Er setzt sich für den internationalen Status des UN-Personals ein,
der nicht durch einen einzelnen Mitgliedsstaat beeinträchtigt werden
darf.
1954
Als Generalsekretär der UNO erhält er den Auftrag, die Freilassung
der dreizehn nach dem Koreakrieg in China widerrechtlich gefangen gehaltenen
amerikanischen Flieger zu bewirken. — Hammarskjöld wird als
einer der Achtzehn in die Schwedische Akademie gewählt und nimmt
als Nachfolger seines Vaters den Stuhl Nr. 17 ein.
1955
Im Januar besucht Hammarskjöld Chinas Ministerpräsidenten und
Außenminister Tschu En-lai. Dieser Besuch hat ein halbes Jahr später
die Freilassung der dreizehn amerikanischen Flieger zur Folge. — Die
Krise im Vorderen Orient, wo die Waffenstillstandsvereinbarungen zwischen
den arabischen Staaten und Israel häufig gebrochen werden, spitzt
sich zu.
1956
Während einer Weltreise besucht Hammarskjöld die wichtigsten
Hauptstädte
im Vorderen Orient. Im April reist er im Auftrag des Sicherheitsrates
erneut in dieses Unruhegebiet, um einen Schlichtungsversuch zu unternehmen. — Im
Juli »nationalisiert« Ägyptens Ministerpräsident
Nasser den Suezkanal. Bei einer Sitzung am 12. Oktober kann Hammarskjöld
die Außenminister Ägyptens, Frankreichs und Großbritanniens
veranlassen, sich auf gewisse Grundsätze für den weiteren Betrieb
des Kanals zu einigen. Am 29. Oktober geht Israel zum Angriff auf den
Gaza-Streifen und die Kanalzone vor. Am Tag danach wird von Frankreich
und Großbritannien ein Ultimatum an Israel und Ägypten gestellt,
dem eine französisch-britische Militäraktion auf ägyptischem
Boden folgt. Die Krise wird im November zu einem vorläufigen Abschluß gebracht,
als die ersten UN-Polizeiverbände zur Kontrolle dieses Gebiets eingesetzt
werden.
1957
Hammarskjöld wird erneut zum Generalsekretär der UNO gewählt.
Er selbst bezeichnet — zumindest im Hinblick auf den Vorderen Orient — das
Jahr 1957 als ein Jahr der »Rekonvaleszenz« oder aber der »Ruhe
vor dem Sturm«.
1958
Neue Krise in der arabischen Welt: Von den Vereinigten Staaten und Großbritannien
werden Truppen in den Libanon und nach Jordanien entsandt. Hammarskjöld
gründet in diesen unruhigen Ländern eine UN-Vertretung. Es gelingt
ihm, die ausländischen Truppen zum Abzug zu bewegen, während
gleichzeitig Abd el Nasser die Blockade, die er gegen Syrien eingeleitet
hat, wieder aufhebt.
Im März unternimmt Hammarskjöld eine Rundreise durch Südostasien.
Er hält sich mehrere Tage in Laos auf, wo er die »Unruhe in der
Luft spürt«. Im Juli bittet die laotische Regierung die UNO um'
eine Beobachtergruppe, aber die Angelegenheit wird verschleppt, bis Hammarskjöld
sie im November selbst in die Hand nimmt. — Besuch Hammarskjölds
in Moskau als Gast von Nikita Chruschtschow.
Reise in die Südafrikanische Union, um mit der dortigen Regierung über
die Apartheidspolitik zu verhandeln. Hammarskjöld besucht die afrikanischen
Hauptstädte südlich der Sahara. — Im Juni bricht die Kongokrise
aus. Hammarskjöld reist mehrmals nach Leopoldville und Elizabethville.
Die UNO organisiert technische und polizeiliche Hilfe. — Chruschtschow
greift Hammarskjöld in der UNO an.
1961
Die Kongokrise, die zeitweise zu offenem Bürgerkrieg auflodert,
verschärft sich. Die Sowjets verstärken ihre Bemühungen,
Hammarskjöld von seinem Posten als Generalsekretär zu entfernen.
Am 13. Februar gibt die Katangaregierung offiziell den Tod Lumumbas bekannt.
Am 12. September hält sich Hammarskjöld wieder zu Beratungen
mit der kongolesischen Regierung in Leopoldville auf. Es gelingt ihm,
ein Zusammentreffen mit Tschombe auf neutralem Boden zu vereinbaren.
Am Sonntag, dem 17. September, besteigt Dag Hammarskjöld das Flugzeug
nach Ndola; die Maschine stürzt aus ungeklärten Gründen
ab. Einen Tag später wird der Leichnam des Generalsekretärs
in der Nähe des Wracks aufgefunden.
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